Die Ehrbarkeit, seit dem 12. Jahrhundert der Inbegriff rechtschaffenen, europäischen Kaufmannstums, liegt wieder im Trend. Die Nachfrage nach ethischer Orientierung in Zeiten des Wertewandels, in denen es keinen verbindlichen Standesethos mehr gibt, ist größer denn je. Doch welchen Stellenwert haben „ehrbare“ Tugenden wie Verantwortung, Glaubwürdigkeit, Fleiß und Wagemut in einer Zeit, in der nur eines zählt: Rendite? Dort, wo die Ehrbarkeit vom Kaufmann nur strategisch zum doppelten Zweck der Reputationssicherung und der Gewinnmaximierung eingesetzt wird, ist sie ein bloßes Machtmittel mit zweifelhaftem moralischem Gehalt. Soll ehrbares Verhalten also (wieder) ein fester Bestandteil des kaufmännischen Alltags werden, darf es nicht vom Ergebnis her unter Optimierungsaspekten betrachtet werden; es darf keine „Investition“ in den ökonomischen Erfolg sein, sondern muss einen unbedingten, nicht verhandelbaren Wert darstellen, den sich der Kaufmann leisten können will.
Wie können wir also den Willen zur Ehrbarkeit stärken?
Durch diese Maximen:
- Wir schöpfen unsere Werte aus der christlich-humanistischen Tradition oder beziehen sie aus dem Glauben an einen übergeordneten Sinn.
- Wir üben uns in Autonomie: Zeigen uns verantwortlich, indem wir nicht nur regel- und richtlinienkonform entscheiden, sondern stets auch im Einklang mit unserem Gewissen.
- Wir lernen von der Generation Y: Leben unser Leben nicht in „Modulen“ (Modul Arbeit, Modul Kinder, Modul Fitness …), sondern wir betrachten es als ein zusammenhängendes Ganzes.
- Wir engagieren uns in Netzwerken und Kooperationen mit Gleichgesinnten.
- Wir sorgen für ein Arbeitsumfeld, das Sinn macht: Erkennen Mitarbeiter, Kunden und Konkurrenten an und schätze sie wert; wir setzen auf eine (Werte-)Gemeinschaft, nicht auf das „System“.
- Wir stellen nur Leute ein, die uns an Wertebewusstsein in nichts nachstehen.
- Wir nehmen Zeit zum kritischen und neugierigen Zuhören, denn: ohne (gegenseitiges) Verstehen kein Vertrauen.
- Wir kommunizieren respektvoll, achten auf die Würde des anderen – es kommt nicht nur auf das Was an, sondern auch auf das Wie.
- Wir lernen zu entscheiden, was in unserer Macht steht zu ändern – und was nicht.
- Wir haben den Mut zum Unmöglichen!